Bei der Hotelvereinigung der Wanderhotels ist einiges in Bewegung: Gründer und langjähriger Geschäftsführer, Eckart Mandler, übergibt die Geschäftsführung an Nina Truntschnig. Der Vorstand hat sich neu aufgestellt und mit Tanja Hoffmann vom Wanderhotel Glemmtalerhof die erste Obfrau gewählt. Damit nehmen jetzt zwei junge Frauen die Geschicke der Wanderhotels in die Hände. Eine gute Gelegenheit, auch andere starke Frauen des Vereins näher zu beleuchten und zu erfahren, wie sie ihre Führungsposition leben und erleben. Wie ihre männlichen Kollegen sind die Wanderhotelierinnen tief verwurzelt mit den Alpen, sind Kennerinnen ihrer Region, lieben die Natur und leben Gastlichkeit mit Herzblut und viel Engagement.
Eine Familie gründen und ein schönes Zuhause für sie schaffen – das war Gerlinde Ortners Jugendtraum. Er wurde wahr, allerdings in einer größeren Dimension, als sie es sich vorgestellt hatte. Denn mit dem zwischen Meraner Land und den Dreitausendern der Texelgruppe gelegenen Hotel Zirmerhof entstand ein Zuhause nicht nur für ihre Familie, sondern auch für viele glückliche Gäste. „Heute sehe ich mein Hotel als großen Haushalt, in dem ich wie in einer Familie für alle sorge, Gäste wie Mitarbeiter“, erklärt sie. Frauen seien für Führungspositionen besonders geeignet: „Gerade in der Mitarbeiterführung ist die weibliche Seite ein Gewinn“, sagt die Hotelchefin und rät Frauen, sich selbst treu zu bleiben und ihre Stärken zu nutzen. Weil ihre Tage lang sind, ist Entspannung wichtig. „Am besten kann ich in der Natur abschalten. Beim Wandern in der Bergwelt ist der Alltag schnell ganz weit weg.“
In Journalismus oder Architektur sah Marianne Daberer als Kind ihre Zukunft. Dann wurde sie flexibler: „Ich wollte alles werden, nur nicht Hotelière“, sagt sie mit einem Lächeln. Es kam anders: Mit ihrem Bruder übernahm sie das Biohotel der.daberer im Kärntner Gailtal in vierter Generation. „Ich habe zehn Jahre gebraucht, bis ich als Unternehmerin angekommen bin.“ Als Frau ist sie langsam mit ihrer Rolle gewachsen. „In der familiengeführten Hotellerie sind in Österreich sehr viele Führungskräfte weiblich – in den großen Tourismusunternehmen & Konzernen ist das leider immer noch anders.“ Sie glaubt an die Balance zwischen Männern und Frauen. „Es braucht männliche und weibliche Führung, in gleichem Ausmaß. Arbeitswelten mit flachen Hierarchien, Teamwork und entsprechender Wertekultur sind perfekt mit einer empathischen, kommunikativen, weiblichen Führung vereinbar.“ Dafür ist sie das beste Beispiel. Ihr erster Weg führt sie morgens an die Rezeption: „Ich höre nach, wie die Stimmung ist und ob es Fragen gibt.“
Mit Leidenschaft betreibt Michaela Tiefenbacher das aus restaurierten historischen Bauernhäusern bestehende Dorf Schönleitn am Faaker See in Kärnten, das Apartments mit den Vorteilen eines Hotels verbindet. Freude an der Arbeit, Fokus aufs Wesentliche, Vertrauen ins Bauchgefühl und die Bereitschaft, dazuzulernen, sind für sie die Pfeiler des Erfolgs. „Wissen bedeutet Macht und Unabhängigkeit, und wenn man sein Gespür mit Fakten und Zahlen belegen kann, kann nichts schiefgehen“, sagt die Hotelchefin. Allerdings hat sie auch erfahren, dass für Frauen manches komplizierter ist. „Wenn man Kinder hat, wird einem im Beruf oft nicht so viel zugetraut“, sagt sie. „Zugleich hat man als Mutter oft ein schlechtes Gewissen gegenüber der eigenen Familie, was absolut unnötig ist.“ Man müsse wissen, was wichtig und was delegierbar ist – im Beruf wie zu Hause. „Die Bügelwäsche kann ruhig jemand anders machen.“
Als Kind wollte Tanja Hoffmann Modedesignerin werden. Also studierte sie Mode- und Designmanagement – und stieg doch in den Glemmtaler Hof ihrer Familie ein. Frauen in Führungspositionen sind ihr seit jeher vertraut, ist doch ihre Tante Chefin des Hotels im Salzburger Land. „Sie hat mir vorgelebt, was es heißt, als Frau erfolgreich zu sein, und dass auch die eine oder andere Schweißperle mehr dazu gehört.“ Doch sie ist sicher, dass Weiblichkeit als Stärke ausgespielt werden kann. Einzig die Vereinbarung von Familie und Beruf sei für Frauen oft schwieriger zu stemmen. „Vieles bleibt doch an Mama hängen“, so die neue Obfrau der Wanderhotels. „Ich habe zum Glück einen Mann, der das mit mir zusammen managt.“ Im Hotelalltag schätzt sie die Arbeit mit Männern und Frauen gleichermaßen. „Wenn man mit Freude dabei ist, die Arbeit Leidenschaft ist, kann man nur erfolgreich sein – egal, ob Mann oder Frau.“
Hotels faszinierten Nina Truntschnig schon als Kind. Als neue Geschäftsführerin der Wanderhotels lebt sie nun ihren Kindheitstraum. Auch sie weiß, dass es für Frauen größerer Anstrengung bedarf, ernst genommen zu werden. „Vor allem in Gremien und Unternehmen, in denen Männer Führungspositionen innehaben, müssen Frauen doppelt so laut auf sich aufmerksam machen wie Männer, sich mehr behaupten und beweisen.“ Dabei agierten Frauen nicht nur in der Mitarbeiterführung häufig sensibler, sie seien auch gesprächsbereiter: „Frauen neigen eher dazu, sich die Meinung und Ideen des Gegenübers anzuhören, bevor sie entscheiden.“ Zielstrebigkeit ist ihr wichtig, zu Gelassenheit verhilft ihr Yoga. Für die Wanderhotels sieht sie in der Ansprache einer jüngeren Zielgruppe großes Potenzial. „Ich freue mich darauf, mit dem Vorstand gemeinsam neue Ideen umzusetzen.“
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