Im mittelalterlichen Städtchen Mauterndorf im Lungau liegt unser geschichtsträchtigstes Wanderhotel. Stell dir vor: Das Wanderhotel Steffner-Wallner feiert heuer sein 1000-jähriges Jubiläum. Wie alt das tatsächlich ist, begreift man erst, wenn man sich bewusst macht, was in tausend Jahren alles passiert ist auf der Welt und im Besonderen im Lungau, das so seine Kuriositäten und Geheimnisse birgt. Begeben wir uns gemeinsam auf eine Zeitreise.
…da schrieb ein Mann an einem dämmrigen Tag bei Kerzenschein einen Eintrag in ein dickes Buch: Das Hotel Steffner-Wallner war damit erstmalig als Taverne urkundlich erwähnt. Die zentrale Lage mitten auf dem Marktplatz machte das Haus zum Umschlagplatz für Reisende, Gaukler, Edle und Halunken. Hier wurden Pferde gewechselt, gegessen, getrunken und geschlafen. Vor kurzem erst entdeckte Hans, der Hausherr des Hotels bei Renovierungsarbeiten uralte Baustrukturen in Form von Treppenaufgängen, die bei diversen Umbauten einfach „überbaut“ worden waren. „Als ein Raum über dem Stall mit einer Art Massen-Schlaflager muss man sich die Übernachtungsmöglichkeit von damals vorstellen“, erzählt Hans. Gott sei Dank sind nicht alle alten Elemente des Hauses verbaut worden. Herrliche Gewölbe, dicke Mauern und historische Portraits zaubern einen unnachahmlich authentischen Charme in die Räume.
…da gab es keine Ampeln im Lungau. Natürlich nicht. Charmant ist jedoch die Tatsache, dass es im ganzen Salzburger Lungau bis heute keine einzige Ampel gibt. Keine Staus, keine stark befahrenen Straßen, keinen Stress. Berge, Wälder, Moore und Gebirgsseen prägen die Landschaft. Ja die Landschaft, sie ist so schön, so einzigartig, dass sie zu den UNESCO Biosphärenparks gehört. Damit wird der Lungau in einem Atemzug mit dem Yellowstone Park, den Galapagos Inseln und Ayers Rock genannt.
…da hätte man in der Taverne Steffner-Wallner, hätte es denn Internet gegeben, ein heißes Gesprächsthema gehabt: Die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus. Aber da es weder Social Media noch Zeitungen gab, hat man an diesem 12. Oktober wohl über ganz andere Angelegenheiten diskutiert bei Speis und Trank. Wie lange es wohl dauerte, bis man hier das erste Mal von Amerika gehört hat? Immerhin hat Gutenberg 1450 schon den Buchdruck erfunden…
…da legten die Bewohner des Lungau wegen wiederkehrender afrikanischer Heuschreckenplagen ein Gelübde ab, das bis heute eingehalten wird: Die Bewohner tragen jedes Jahr mit Blumen geschmückte Stangen in einer Prozession zur Kirche, damit sie vor der Heuschreckenplage geschützt werden. Bekannt geworden ist dieser Brauch als der „Lungauer Prangtag“. Bis zu 50.000 Almblumen und -kräuter schmücken die 85 kg schweren Stangen, die am 24. Juni in Zederhaus und am 29. Juni in Muhr in der Kirche bei einem feierlichen Akt geweiht werden. Tatsächlich gibt es seither keine Heuschreckenplagen mehr im Lungau.
…in denen im Lungau 44 Menschen ihr Leben vorzeitig wegen Zauberei und Hexerei lassen mussten. Die Hexenverbrennungen wurden damals in der Taverne Steffner-Wallner bestimmt hitzig diskutiert. Teils angeberisch, teils hinter vorgehaltener Hand. Wem hat welche Hexe was angetan? Welche neuen Gerüchte gingen um? Ob der grausame Schörgen-Toni, der einen Pakt mit dem Teufel gehabt haben soll, wohl wieder ein Geständnis erfoltert hat?
Bis heute, sagt man, soll es im Schloß Moosham, dem Ort der Hinrichtungsvollstreckungen, spuken. Das Schloss befindet sich im Privatbesitz, aber der Besitzer wohnt nicht in der Burg, sondern in einem Haus daneben – das könnte vielsagend gedeutet werden. Auf dem uralten Ritterschloss aus dem 12. Jahrhundert wird die Zeit der Hexenprozesse im Volkskundemuseum lebendig gemacht. Unheimlich ist es, durch den Sitzungssaal, die Gerichtsstube und die Folterkammer zu gehen. Streckbank, Zangen und Nagelbrett lassen uns heute noch erschauern und erahnen, wie die Befragung durch den Schörgen-Toni abgelaufen sein mag.
…wollte ein Jäger auf einen Hirsch schießen. Der Schuss ging aber daneben in den See, ist dort durch die Dichte des Moorwassers abgeprallt, traf den Hirsch und – man staune – der Hirsch war tot. Seitdem gibt’s wieder einen neuen Brauch im Lungau: Das Preberschießen. Wie die Prangstangen-Prozession im UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen ist, so auch das Preberschießen am 1.510 Meter hoch gelegenen Prebersee. Der Preber ist übrigens ein 2.740m hoher Berg im Lungau. Das Preberschießen ist eine Besonderheit, die nur an zwei Orten auf der Welt möglich ist. Heute wird der Hirsch durch aufgestellte Schießscheiben ersetzt. Man schießt auf das Spiegelbild der Scheibe im Wasser, der Schuss prallt ab und trifft, wenn man Glück hat, die Scheibe. Hermi, die Hausherrin vom Wanderhotel Steffner-Wallner war schon Preberschieß-Königin – Waidmanns Heil, Hermi.
…da lernte Kaiserin Sissi bei einer Audienz den ungarischen Grafen Andratsch kennen. Er wurde ihr persönlicher Berater und – nix ist fix – der Vater ihres vierten Kindes, Marie Valerie (1868 – 1924). Das Mädchen war das einzige Kind, um das Elisabeth sich persönlich kümmerte und oft nannte sie Marie „die Einzige“. Sicher weiß man jedenfalls, dass die Habsburger – darunter auch der Graf – gerne in die Gegend des Lungau zur Jagd kamen. Ob die Kaiserin im Lungau zu seinem Beutegut gehörte, bleibt der jeweiligen Phantasie überlassen.
…da feiert das Wanderhotel Steffner-Wallner sein 1000-jähriges Jubiläum. Eine ganz schön lange Zeit voller Ereignisse, Schicksale, Umbauten und Traditionen. Es gäbe noch so viele spannende, lustige und geheimnisvolle Geschichten aus dem letzten Jahrtausend im Lungau zu erzählen, aber das sprengte hier den Rahmen. Was hat es zum Beispiel mit dem römischen Meilenstein auf sich, der Fleischbrücke – und was ist eigentlich eine Keusche? War Hermi wirklich eine der guten Feen im Film Dornröschen? Mein Tipp: Frag Hermi persönlich. So entzückend erzählen wie sie, kann nicht leicht jemand.
Fotos: ©TVB Mauterndorf, Ferienregion Lungau, Carolin Thiersch, Pixabay
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